Ausreise nach Ghana April 1961
Am 13. April 1961 war der Abschied von Bietzen. Zwei Tage vorher, am Weißen Sonntag, übergab mir Pfarrer Viktor Wagner mein Missionskreuz. Ich hatte das Kreuz schon in St. Wendel bekommen, doch wollte die Pfarrei ihre Missions- sendung unterstreichen. Somit fühlte ich mich von der Pfarrei gesandt.
Nach dem gebräuchlichen Segen meiner Mutter und meiner Geschwister zu Hause mit Weihwasser, begleitete mich meine Mutter zum Bahnhof in Merzig wohin mich ein Schulkamerad, Reinhold Selzer, mit seinem Auto brachte. Viele Leute standen an der Straße in Bietzen und die Kirchenglocken läuteten ihren Segen für meine Reise. In Merzig verabschiedete ich mich von meiner Mutter und bestieg den Zug nach Bonn. Hier machte ich Halt um in unserer Missionsprokur St. Augustin die letzten Dinge zu erledigen.
Am Nachmittag ging es weiter mit dem Zug über Hoek van Holland. Eine Fähre brachte mich nach Harwich in England. Von dort ging meine Reise über London, wo ich mein Visum für Ghana bekam, nach Liverpool. Der Provinzial von England hatte einen Frachter gebucht der mich und zwei weiter Brüder nach Ghana bringen sollte, Es waren die Brüder Tarcisius de Ruyter (Holländer) und Paul Plawky (Deutscher). Wir waren schon zum Sprachstudium zusammen. Es wartete eine Enttäuschung auf uns. Wir sollten am 20. April in Liverpool an Bord gehen, doch war der Termin auf den 24. verschoben und zwar lief das Boot dann von Glasgow aus. Die Zeit des Wartens verging schnell und am 24. April nahmen wir den Zug nach Glasgow. Um 19 Uhr konnten wir dann den Frachter Jonathan Holt besteigen und kurz danach fing die Fahrt an. Nach etwa zwei Stunden gingen wir aber vor Anker und lagen außerhalb für zwei Tage. Es wurden etwa 1000 Tonnen Sprengstoff für Minen in Westafrika geladen und das war zu gefährlich diese im Hafen zu laden. Nun es war nicht gerade ein angenehmes Gefühl aber wir hatten keine andere Wahl. Am 26. April ging es dann weiter und nach sieben Tagen legten wir in Las Palmas an. Nahrungsmittel wurden geladen und wir hatten die Gelegenheit uns die Stadt am Morgen anzusehen. Wir wohnten auch einer heiligen Messe bei. Um die Mittagszeit am 3. Mai ging die Fahrt weiter nach Süden.
Das Wetter wurde angenehmer und wärmer und man konnte auf Deck sitzen. Ich hatte etwas Angst vor Seekrankheit aber ich hatte nichts damit zu tun. Am 8. Mai kamen wir nach Freetown, Sierra Leone, wo wir auch Halt machten. Hier sollten Sachen entladen werden. Der Hafen konnte aber nur zwei Schiffe gleichzeitig auf- nehmen, so mussten wir wieder für zwei Tage vor Anker gehen. Br. Tarcisius und ich wurden an Land gebracht und wir konnten die Stadt besichtigen. Br. Paul war in den letzten Tagen sehr krank und der Kapitän wollte ihn fast von hier aus nach Europa fliegen lassen. Paul hatte sich aber verbessert und so konnte er die Reise am 10. Mai mit und weiter machen.
Am 13. Mai kamen wir dann in die Nähe von dem Hafen Takoradi in Ghana. Es war Samstagnachmittag. Hier mussten wir auch wegen Platzmangel im Hafen einen Tag warten. Am Nachmittag des 14. Mai konnten wir dann anlegen und aus- steigen. Nach den Einreiseformalitäten konnten wir unser Gepäck in Empfang nehmen. Zwei Mitbrüder waren von Accra (etwa 220 km) gekommen und brachten und dann zur Hauptstadt Accra. Dort kamen wir am Abend an und wurden von dem Provinzial und mehreren Mitbrüdern empfangen. Endlich war ich an meinem Zielort. Ich dankte Gott für den guten Schutz, denn es ging alles ohne Schwierigkeiten