Nachruf der Steyler Missionare zum Tode von Bruder Lutwin
Nachruf der steyler Missionare
Bruder Lutwin, geboren am 25. April 1937, stammte aus Bietzen, Kreis Merzig, Diözese Trier. Hier verbrachte er seine Kindheit und Jugend in einem religiösen Umfeld. Hier reifte sein Entschluss, Steyler Missionar zu werden.
Als ich am 14.8.1951 von meiner Familie Abschied nahm, segnete mich meine Mutter und die fünf älteren und die zwei jüngeren Geschwister mit Weihwasser. Achtzehn Monate vorher war unser Vater plötzlich verstorben. Durch die langen Jahre als Bergmann in der Grube hatte er sich Silikose zugezogen und erlag wie viele seiner Arbeitskollegen dieser heimtückischen Berufskrankheit. Zwei seiner älteren Brüder waren in den letzten Kriegsjahren gefallen.
St. Wendel
In St. Wendel erlernte Lutwin das Schneiderhandwerk bei Bruder Philippus Harwardt (1895-1985). Er war ein Fachmann und wusste sein Wissen an uns weiterzugeben. Sein Meister begeisterte ihn, mehrere Musikinstrumente zu erlernen. So war er bei allen Feierlichkeiten der Gemeinschaft immer aktiv dabei. Nach drei Jahren machte er seine Gesellenprüfung mit sehr gutem Erfolg.
Lutwin genoss die vielseitige und pausenlose Ausbildung in Handwerk und spirituellen Leben. In der Gemeinschaft bot sich reichlich Gelegenheit, auch den anderen Handwerkern über die Schulter zu schauen und von ihnen zu lernen.
Am 8. Sept 1955 begann er mit 14 Gleichgesinnten das Noviziat. Während dieser Zeit überlegte er, Priester zu werden. Nachdem er sich mit seinen Oberen beraten hatte, ließ er von diesem Gedanken ab. 1957 band er sich durch Gelübde an die Missionsgesellschaft der Steyler Missionare. Zielstrebig richtete er nun seinen Blick auf Meisterprüfung (Köln 1959) und Mission. In seiner Freizeit lernte er Französisch, um in die junge Mission Kongo (1951) zu gehen.
Nach kurzem Einsatz in der Stadt Gottes Werbung in Lothringen (1960) erhielt er die Missionsbestimmung für Ghana. So sattelte er um auf Englisch in Hadzor. Am 13. April überreichte sein Heimatpfarrer ihm von der Gemeinde aus das Missionskreuz und mit dem Segen seiner Familie fuhr er über Sankt Augustin, nach England, wo er am 24. April 1961 mit Tarcisius de Ruyter (1925-2014) und Paul Plawky auf dem Frachter Jonathan Holt, (der 10.000 t Sprengstoff geladen hatte,) die Reise nach Ghana antrat.
Ghana
Das Einleben verlief schnell und ohne große Probleme. In der Ausbildungsgemeinschaft in Nsawam wartete viel Arbeit auf ihn: Mit Br. Marcus begann er eine Schneiderei mit 10 Lehrlingen, die zum Unterhalt der Mission beitrug. Seine Klerikermode hat eine ganze Generation gekleidet. Er gab Algebra in der St. Martin s Schule, mit den Novizen baute er die Schola Cantorum auf und mit Br. Tarcisius wirkte er Wunder im Choralchor, seine Legio Mariae Gruppe in Adoagyiri besteht bis heute. Er machte eine Weiterbildung in einem Fernkurs, um auch in der Mittelschule unterrichten zu können. Das junge unabhängige Land Ghana veränderte sich schnell. Die Ausbildung der jungen Brüder sollte bald über das Handwerk hinausgehen in Richtung Schulen und Pastoral.
1963 machte er seine ewigen Gelübde. Nach dem plötzlichen Tod von Pater Hodapp, (1899-1967) übernahm er die Regionalprokur, richtete das Gästehaus und übernahm die Verwaltung: Buchen, kaufen, verwalten lagen durch viele Jahre in seiner Verantwortung. 1973 war ihm ein Sabbatjahr in Nemi gegönnt.
Mit neuem Schwung zurück in die Arbeit, suchte er die Abhängigkeit der Mission vom Ausland zu verringern. Mission ist wesentlich Ausbildung. Sie ist teuer.
So fing er im Oktober 1975 das Catholic Book Centre an. Zwei Jahre lang leitete er die Buchhandlung neben seiner gewohnten Arbeit. Dann konnte er den Job des Prokurators einem andern Mitbruder übergeben und er widmete sich ganz dem Laden. Praktisch alle Bücher mussten von England oder Amerika eingeführt werden. Zum grössten Teil verlegten wir uns auf religiöse Bücher. Die Verkaufsschlager waren Bibeln, Messbücher und sonstige vom CBC publizierten Gebet- und Gesangbücher sowie die sehr begehrten Kalender. Wir sorgten immer für eine große Auswahl an religiösen Titeln. Devotionalien und Rosenkränze waren auch immer sehr gefragt. Ghanaische Künstler konnten ihre Produkte bei uns ausstellen und wir verkauften sie.
In den frühen achtziger Jahren ging es in Ghana wirtschaftlich schlecht. 1983 versuchte Br. Lutwin auf der Verbo-Farm (Pfarrei Battor) wenigstens die Grundnahrungsmittel anzubauen: Bohnen, Reis, Mais, Jams. 1988 nahm ich mir eine etwas längere Auszeit in Deutschland und England. 1989 kehrte ich nach Ghana zurück.
Die Steyler Schwestern hatten ein großes Krankenhaus in der Stadt Nkawkaw. Sie hatten öfters um einen Bruder gebeten die technische Leitung des Krankenhauses zu übernehmen. Diese Arbeit wurde mir nun übergeben. Ich musste mich um die Wasser- und Stromversorgung kümmern sowie alle Reparaturen von den einfachsten Dingen bis hin zu den Maschinen im OP und den Laboren. Wir renovierten aber auch fast alle Dächer der älteren Krankenstationen und Gebäuden. Die Wasserversorgung war sehr schlecht. Ein Bohrloch musste her. Es ergab genug Wasser und durch die Errichtung eines Hochbehälters und neuen Leitungen hatten wir das Problem auch gelöst.
Ende der neunziger Jahren war ich dafür verantwortlich, den Bau des Theologates in Tamale zu überwachen. Jede zweite Woche fuhr ich mit dem Auto dorthin für zwei Tage um mich zu vergewissern, dass die Baufirma gute Arbeit leistet. Ich war Gott immer dankbar wenn ich heil zurück kam von all diesen Fahrten.
Nach zehn Jahren im Dienste des Krankenhauses (1989 bis 1999), wurde ich gebeten, die Arbeit des Prokurators wieder zu übernehmen. Es war die gewohnte Arbeit wie ich sie schon zwischen 1967 und 1977 getan hatte, nur war das Buchungssystem jetzt auf den Computer umgestellt. Ich hatte dabei eine gute Hilfe in dem Indonesischen Bruder John Lengari. Ich war Prokurator für sechs Jahre und musste noch ein weiteres Jahr meinem Nachfolger helfen sich in den Job einzuarbeiten. Zwischen 1993 bis 1999 vertrat ich im Provinzrat die finanziellen Belange.
Botswana
Über seine letzte Station erzählt er ausführlich: Bischof Frank Nubuasah, seit 1998 Bischof in Botswana, bat mich nach Botswana zu kommen und Manager von dem Mater Spei College in Francistown zu werden. Frank war einer der ersten Steyler Missionare in Botswana (1981). Ich hatte viel über Botswana gelesen, war mir jedoch nicht sicher ob Frank es ernst meinte? Nach langer Überlegung und Gebet entschloss ich mich den Schritt zu wagen. Mein Abschied von Ghana nach 45 Jahren Tätigkeit war nicht leicht.
Am 1. Januar 2007 übernahm ich dann die Bestimmung als Manager des Mater Spei Kollegs. Ich kümmere mich um die Gebäude und ihre Instandhaltung. Für den akademischen Teil ist der Rektor zuständig. Wir haben über 1600 Studenten, 120 Lehrer und 80 Angestellte. Die Klassenzimmer sind in relativ gutem Zustand. 400 der Schüler können in zwei Hostels in der Schule wohnen. Die meisten von ihnen kommen von weit her (zum Teil 500 km). Wir haben nur etwa 5% Katholiken und bis zu zehn Prozent katholische Lehrer.
Unsere Botswana Provinz erstreckt sich über drei Länder, Botswana Sambia und Süd Afrika. Hier übernahm ich auch Verantwortung im Provinzrat und in der Provinzprokur. Ich dachte an einen Semiruhestand, doch hat sich das bis jetzt noch nicht verwirklicht. Ich muss viel und weit reisen. Nie hatte ich eine starke Malariaattacke; auch andere Tropenkrankheiten verschonten mich. 2013 machte er einen Seniorenkurs in Nemi. Danach ging es gleich an die Arbeit. Vor drei Monaten riss ihn eine schwere Krankheit mitten aus der Arbeit und mitten aus dem Leben. Er starb am 17. November 2014.
Als Steyler Missionar bewies Bruder Lutwin immer Weitblick und eine ehrliche Sorge für die SVD und die Diözesen, in denen er tätig war. Immer und überall war er ein treuer Verwalter in kleinen und großen Dingen. Diese Tugenden hatte er sich von frühester Jugend an in seiner Familie angeeignet. Seinen Angehörigen und Freunden sagen die Steyler Missionare Dank, weil sie den missionarischen Weg Lutwins immer mitgegangen sind und ihm zur Seite standen. Möge Gott ihnen den Segen, den sie dem jungen Lutwin auf seinem Lebensweg gegeben haben, reichlich vergelten.
Pater Gerhard Lesch SVD
Quelle: Steyler Missionare, Internetseite http://www.steyler-mission.de