Einkleidung 8. September 1955 und Noviziat
Für jeden Anwärter auf das leben in einer Religiösen Gesellschaft ist die Einkleidung ein wichtiger Schritt. Es ist der Beginn des eigentlichen Lebens in Gemeinschaft und der engen Vorbereitung für den späteren Einsatz in der Mission. Dies ist besonders der Fall, Missionsarbeit, in unserer Gesellschaft.
Der 8. September 1955 ist für mich ein unvergesslicher Tag. Wir waren vierzehn Postulanten die an diesem Tag den Talar an- legen durften. Die engere Vorbereitung waren acht Tage Exerzitien mit Vorträgen, Gebet und Stillschweigen. Je näher der Tag kam so wuchs auch die Erwartung. In einer feierlichen Prozession an der auch alle beteiligt waren die sich auf die ersten und ewigen Gelübde vorbereitet hatten.
Ein feierliches Hochamt begann und dann wurden uns die Talare überreicht die wir in der Sakristei anzogen. Der Rückweg zum Altar war wieder in Prozession und diesmal musste man aufpassen nicht in den langen Gewändern zu stolpern, es ging aber alles gut. Ein Zingulum aus rot und schwarzen Streifen wurde uns umgelegt. Die verschieden Farben konnten damit einen Novizen von weitem erkenntlich machen. Wir bekamen einen neuen Namen, ich erhielt den Namen Joachim. Nach dem feierlichen Amt ging es dann wiederum in Prozession aus der Kirche. Dann wurden uns Gratulationen von den Obern und Mitbrüdern ausgesprochen. Dann kam der große Moment wo meine Mutter und acht Geschwister mich umarmten und mir ihre Liebe und Freude bekundeten. Wir alle hatten Tränen der Freude in den Augen. Es waren auch viele Freunde und Bekannte aus der Heimat mit einem Bus angereist um mit mir zu feiern.
Ein Festmahl war vorbereitet und wir konnten mit unsern Angehörigen an demselben Tisch sitzen. Das kam damals nicht oft vor und dann nur an solchen Anlässen. Der Tag war ganz für uns und unser Angehörigen, Freunde und alle die kamen. Am späten Nachmittag verabschiedeten sich meine Gäste. Für die folgenden zwei Jahre, die Dauer des Noviziates, sollte ich keinen Besuch mehr bekommen. Mit Tränen in den Augen nahm ich Abschied. Nach einem schönen Abend in der Gesellschaft der neuen Novizen und die das zweite Jahr anfingen waren wir alle dem lieben Gott dankbar für seine Berufung und seinen Schutz.
Es gab eine Ausnahme, denn Annchen, die Benediktinerin werden wollte, durfte im September 1956 auf Abschiedsbesuch kommen. Ich bekam auch Erlaubnis zu ihrer Einkleidung im Mai 1957 nach Eibingen zu fahren.
Die folgenden zwei Jahre waren gestaltet durch Gebet, Vorträge, Meditationen aber auch Arbeit in den Werkstätten. Das Noviziat war auf dem Hof in St. Wendel und die Schneiderei lag unten im Missionshaus. Nach der heiligen Messe, dem Frühstück und einem Vortag ging es dann etwa zehn Minuten zum Missionshaus. Zum Mittagessen und Rekreation gingen wir dann wieder auf den Hof und am Nachmittag wieder zu Arbeit. Vor dem Abendessen war Zeit für geistliche Lesung oder weitere Vorträge. Nach dem Abendessen war Erholung und um 20:15 war Abendgebet oder Andacht. Damit fing dann auch das Stillschweigen an das bis zum Anfang der Arbeit am nächsten Tag dauerte. An Sonn- und Feiertagen besuchten wir eine zweite heilige Messe im Missionshaus. Die Zeit vor dem Mittagessen war frei um Briefe zu schreiben oder zum Lesen. Am Nachmittag war Vesper oder Andacht. Danach waren Spaziergänge angesagt.
Wir kamen auch an die Reihe den Hof während des Abendessens und der Abendandacht zu bewachen. Es war eine Vorsorge falls ein Feuer aus- brechen sollte. Stallungen und Scheunen mussten abgegangen werden um zu sehen nichts ist in Gefahr.
Zwei Wallfahrten machten wir, eine nach Blieskastel und die andere nach Wiebelskirchen. Die zweite war ganz zu Fuß, weil bei der ersten fuhren wir mit dem Zug bis Neunkirchen und von dort zu Fuß nach Blieskastel. Zurück fuhren wir von Blieskastel nach Neunkirchen mit dem Zug und dann zu Fuß wieder nach St. Wendel.
Die zwei Jahre vergingen schnell und wir hatten uns vorbereitet auf die ersten Gelübde. Während meines Noviziates bekam ich den Gedanken zu studieren um Priester zu werden. Nach Aussprachen mit meinem Novizenmeister, Pater Theodor Pulch und dem Provinzial, Pater Franz Werner, entschied ich mich diesen Schritt nicht zu tun. Zu der Zeit hätte ich die Gesellschaft verlassen müssen, doch meine Liebe zur Gesellschaft war so groß, dass ich den Gedanken eines Wechsels aufgab.
Gewiss ist ein Noviziat eine Herausforderung, denn es soll die eigentliche Vorbereitung auf das Leben als Mitglied in der Gesellschaft zu werden. Vier von den vierzehn die eingekleidet wurden verließen uns über die Jahre und machten die ersten Gelübde nicht.